Plath: Kulturhistorisch
Meklenburg Atlas des Bertram Christian von Hoinckhusen
Karte XXI. Ämter Stargard, Broda, Nemerow und Wanzka um 1700 (Detail)
Plote
Der Name „Plote“ (slawische Bezeichnung für „Zaunort“) wird 1298 erstmals erwähnt, als Markgraf Albrecht die jährliche Schenkung des zehnten Teils seiner Einnahmen aus verschiedenen Siedlungen dem Kloster Wanzka beurkundet.
1425 verkaufte der Erblandmarschall des Landes Stargard, Wedege von Plote, das Dorf kurz vor seinem Tod an das Kloster Wanzka. Auf Veranlassung des Klosters kam es zum Neubau der Kirche. Nach dessen Säkularisation um 1549 ging der Ort in den Besitz des Landesfürsten über. Im Laufe der Jahrhunderte veränderte sich seine Bezeichnung von Plote über Plothe, Plate, Plato, Plat, Plathe bis hin zu Plath.
Im Jahr 1603 wurde allein in Plath auf 30 Hufen gewirtschaftet. Nach den Verheerungen des 30-jährigen Krieges gab es 1646 nur noch einen besetzten Hof. Die Gebäude von fünf weiteren Höfen waren erhalten geblieben, der Rest lag wüst. Erst ab 1700 begann wieder eine stärkere Bautätigkeit. So wurden 1708 sechs Hufner verzeichnet, die zudem vier noch wüst liegende Höfe mitbewirtschafteten.
Mit Abschluss des Kirchenjahres 1801 zählte Plathe bereits 205 Menschen. Kirche, Krug, Schmiede, Windmühle, 8 Bauern und 1 Cossat gehörten zu dem Domanialdorf des Amtes Stargard. Bei der Volkszählung 1851 lebten in Plath, mittlerweile dem Amt Feldberg zugehörig, einschließlich der Ausbauen Trautmannshof und Silberberg 345 Seelen. Im Großherzoglich Mecklenburg-Strelitzschen Staats-Kalender sind 1853 Kirche, Krug, Schmiede, 3 Erbpachtstellen, 9 Bauern, 8 Hauseigentümer, 1 Halbhüfner und die Windmühle aufgeführt.
1870 waren nur noch 317 Personen im Ort ansässig, dennoch verfügte das Dorf inzwischen auch über eine Küsterei und eine Schule sowie eine Feuerspritze. Um 1900 hatte sich die Einwohnerzahl in Plath (mit Silberberg) auf 246 deutlich reduziert. Neben Kirche, Pfarre, Schule, 2 Erbpächtern, 9 Bauern, 1 Pfarr-Erbpachtbauern, 1 Lehnbauern, 6 Büdnern, Windmühle, Krug, Schmiede und der Feuerspritze ist nun auch ein Armenhaus ausgewiesen. Bis 1919 sank die Einwohnerzahl um weitere 50 Personen, 1929 wurden sogar nur noch 180 Einwohner gezählt.
Die Bevölkerungszahl verringerte sich bis zum Ende der 1930er Jahre nochmals auf 133. Für das Jahr 1939 verzeichnet das Statistische Landesamt in dem 691 Hektar umfassenden Dorf eine Pfarrkirche mit Orgel, Schule, 11 Erbhöfe, 2 Erbpächter, 3 Büdner, 1 Häusler, Gastwirtschaft, Schmiede, Windmühle und einen Elektrizitätsgenerator.
Koordinaten
53.47068°, 13.462503°
Höhe
96 m ü. NHN
Fläche
6,79 km²
Lageplan 1834
Krüger, Neubrandenburg 1925, Bd. 1, Abt. II, S. 245
Ansichtskarte
Gruß aus Plath vor 1925
Die Kirche
Die Kirche wurde im späten 15. Jahrhundert aus gespaltenen und nur zum Teil behauenen Feldsteinen errichtet. Eine gelbliche, mit roten Fugen versehene Putzschicht lässt sich heute nurmehr erahnen. Sehr markant ist das gleichmäßige Rautennetz aus vorgemauerten Backsteinen, das das Ostgiebeldreieck überspannt. In der südlichen Außenwand ist am östlichen Ende auf etwa 1 Meter Höhe der Bodenstein einer mittelalterlichen Handmühle integriert. Eine weitere Handmühle, ein so genannter Hünenhacken, wurde in der südlichen Kirchhofmauer verbaut. Der Stein stammt aus der Bronzezeit.
Nach Plänen des Baurats Friedrich Wilhelm Buttel wurde 1854 auf der Westseite der Turm aus Backstein in gotisierenden Formen hinzugefügt. Das auf einem Feldsteinsockel freistehende Bauwerk ersetzte einen baufällig gewordenen Fachwerkturm, der vermutlich nach dem 30-jährigen Krieg errichtet worden war. Im Innern finden sich in der Vorhalle Reste eines Renaissancealtars. Darüber hinaus ist die Einrichtung eher schlicht im neogotischen Stil gehalten. 1884 erhielt Plath von dem bekanntesten Orgelbauer des 19. Jahrhunderts in Pommern, Barnim Grüneberg (*1828 in Stettin), eine Orgel (Opus 254) mit einem Manual und acht Registern.
Ab 1872 wurde der Friedhof, der bis dahin Teil des Kirchhofs war, sukzessive auf ein Areal etwas weiter westlich am Ortsrand verlegt. Der Ab- und Wiederaufbau der eisernen Grabkreuze erfolgte in den 1950er Jahren.
Mahlstein in südlicher Kirchenwand
2023
Hünenhacken prominent in südlicher Kirchhofmauer
2023
Plather Friedhof
2017
Erntefest vor dem Gasthof, mit dem Reichsarbeitsdienst im Mittelgrund
1935
Ehemaliger Krug
Der Plather Krug war nach der Kirche das imposanteste und älteste Gebäude des Dorfes. In Dehios Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler wird es als „Letztes Giebelvorlaubenhaus in Mecklenburg“ hervorgehoben und seine Entstehung auf das 18. Jahrhundert datiert. 2015 ordneten fachkundige Zimmerer die Errichtung des Tragwerks anhand von historischen Fotografien jedoch in das 17. Jahrhundert ein.
In Nord-Süd-Ausrichtung erhob sich über einer Grundfläche von ca. 13 x 11 Meter* ein in der Mitte zweigeschossiger Fachwerkbau. Die lediglich auf der Westseite bis zum Erdgeschoss hinuntergezogenen Kübbungen verliehen dem Gebäude ein asymmetrisches Erscheinungsbild.
Die Vorlaube am Nordgiebel diente als überdachte Vorfahrt zur Gastwirtschaft. Die Fenster dieses Vorbaus gehörten zu einem Saal im Obergeschoss, der mit seiner Größe von knapp 50 qm und einer Höhe von fast 3,3 Meter* als Tanzsaal und vermutlich auch als Standesamt für Plath und Leppin genutzt wurde.
Bis 1892 befand sich das für Plath zuständige Standesamt in Göhren, erst ab 1893 ist es vor Ort belegt. Nachdem anfänglich Leppiner Gutssekretäre als Standesbeamte fungierten, ging dieses Amt auf die jeweiligen Schulzen von Plath über. Bis Ende der 1920er Jahre versah dann der Dorfschullehrer diesen Dienst. 1925 kaufte der Landwirt Ulrich Nowacki die Gastwirtschaft mit dem zugehörigen Kolonialwarenladen vom damaligen Inhaber Ernst Werner und bewirtschaftete beides weiter. Karl-Jürgen Fischer führt aus, dass Ulrich Nowacki bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges als letzter Standesbeamter in Plath tätig war.*
In den 1960er Jahren verfiel das markante Gebäude zunehmend. Der Laden wurde in der ehemaligen Schmiede untergebracht und von Nowackis Sohn Carl weitergeführt. Obwohl der Denkmalschutz der DDR den historischen Wert des Gebäudes frühzeitig erkannte, konnte aufgrund von Mangel an Material und Finanzkraft der Abbruch 1978 nicht verhindert werden.
Im Jahr 2015 wurde auf dem Plather Kruggehöft ein privates Wohnhaus aus dem Holz lokaler Wälder errichtet. Das Holzrahmenwerk wurde im traditionell zimmermannsmäßigen Abbund vor Ort zugerichtet und das Tragwerk ohne Kran und vollständig eisenfrei fertiggestellt. Die Fassade nimmt Bezug auf die nur leicht besäumte Stülpschalung der regionalen Scheunen.
Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Die Bezirke Neubrandenburg, Rostock, Schwerin, Berlin 1968, S. 15.
*Fischer, Karl-Jürgen: Der ehemalige Dorfkrug in Plath, das letzte Giebelvorlaubenhaus in Mecklenburg, in: Stier + Greif, Heft 2, Rostock 2021, S. 24-27.
Danksagung
Wir danken allen aktuellen und ehemaligen Einwohnern von Plath für die zur Verfügung gestellten historischen Bildmaterialien und Erinnerungen.
Ein herzlicher Dank an Dr. Eva Becker, die im August 2023 die verbauten Mahlsteine in Kirche und Kirchenmauer vor Ort untersucht hat.